Die Philosophie der Ecole de Légèreté

Zentrales Grundprinzip der Schule der Légèreté ist der absolute Respekt gegenüber dem Pferd. Dabei ist die Légèreté (frz. für Leichtheit) nicht etwa eine reine Absichtserklärung, sondern ein effizientes und messbares reiterliches Konzept

Die Reitphilosophie der Légèreté schließt jeden Einsatz von Kraft oder Zwangsmitteln aus – also auch jegliche Hilfszügel, eng zugeschnürte Reithalfter usw. Sie richtet sich an alle Pferderassen und lässt sich auf alle reiterlichen Disziplinen übertragen.

Sie gibt einen verständlichen und verlässlichen Ausbildungsplan vor, mit klaren Grundsätzen, effizienten Methoden und pferdefreundlichen Vorgehensweisen. Nicht zuletzt macht sie die höhere Reitkunst für jeden ernsthaft bemühten Reiter zugänglich, selbst wenn er nur über ein ganz gewöhnliches Pferd verfügt.

Die Schule der Légèreté orientiert sich an den Lehren von Reitmeistern wie Xenophon, Fiaschi, Baucher, Oliveira, um nur einige zu nennen. Sie stützt sich auf eine gründliche Kenntnis des Pferdes, stellt sich immer wieder in Frage und verfeinert ihre Lehren unter dem Einfluss von Fortschritten jeder Art, zum Beispiel in den Erkenntnissen der Anatomie, Physiologie, Bewegungs- und Gleichgewichtslehre, Psychologie und Verhaltenskunde.

Ziel der Schule der Légèreté ist ein vielseitig ausgebildetes Pferd, das jederzeit leicht an den Hilfen des Reiters steht.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur konventionellen Reiterei

Generell werden in der Schule der Légèreté keine Hilfszügel am Gebiss verwendet: kein Schlaufzügel, kein Martingal, kein Ausbinder, auch nicht an der Longe. Das Pferdemaul ist der Reiterhand vorbehalten und soll so fein wie nur möglich sein. Sperrriemen werden nicht verwendet, Reithalfter i.d.R. auch nicht.

Viele in der Methode der Légèreté gerittenen Pferde tragen Schenkeltrensen, also Trensen mit seitlicher Begrenzung, da hier das Gebiss ruhiger im Maul liegt.

Die Handpositionen des Reiters sind vielfältig: Hand folgt dem Maul, das seine Position mit dem Balancestab (Hals) ändert, ruhig im Bezug zum Maulwinkel! Der Grund, warum die Hand nach oben darf: Weil der Zügel dann in der Maulspalte wirkt und nicht auf die viel empfindlichere Pferdelade. Mal üblich nebeneinander aufgestellt, aber auch mal diagonal verschoben, mal hoch, mal Handgelenke so gedreht, dass die Handflächen gen Decke zeigen. Was unterscheidet die Methoden weiter? Das Trennen der Hilfen, (Bein ohne Hand, Hand ohne Bein), Balance vor Beugung und das Aussetzen der Hilfen.

Zentrale Grundlage der Légèreté sind die Mobilität des Unterkiefers und die sogenannten Abkau-Übungen 

Dabei wird das Pferd zunächst an der Hand, später auch aus dem Sattel, in der Beziehung zwischen Maul und Gebiss geschult. Es werden Vokabeln gelehrt, woraus diese Beziehung resultiert. Es lernt Zeichen kennen, die den Unterkiefer mobilisieren, Zeichen, die es in die Dehnung schicken, die sein Genick öffnen, die es an den Zügel stellen. Das Repertoire an deutbaren Hilfen wird so für das Pferd erweitert. So, wie man fürs Angaloppieren eine Schenkelhilfe hat, so hat man hier Zeichen, um dem Pferd zu sagen: „Dehn dich!“ Hierbei wird beispielsweise i.d.R. ein Druck beidseitig, gleichmäßig in die Maulspalte gegeben. Die Pferde lernen, höchst genau zu differenzieren. Das Zügelzeichen für „Nimm den Kopf höher, öffne Dein Genick!“ (=Demi arrêt), wodurch die Nasenlinie an oder vor die Senkrechte geholt wird, ist etwa eine schnelle Folge von meist zarten Impulsen in die Maulspalte. Auch die Mobilität des Unterkiefers, kann gezielt abgefragt werden.

Diese Zügelzeichen, genannt Abkauübungen =

Mobilisieren

Biegen

Genickrunden

Dehnen

erarbeiten Leichtigkeit zur Hand, Flexibilität des Halses, Dehnung und Beizäumung.

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